ARCHIV ENCOUNTERPOINTS

| Musikstudio Ohrpheo

luftART

Susanne Fröhlich | Blockflöten
Thomas Noll | Aerophon

luftART ist eine Grandwanderung zwischen Installation und Performance, Improvisationen, Grafiken und streng notierten Partituren – die Musiker und ihre Instrumente stehen hierbei immer im Vordergrund. Ausgangsbasis ist die Vielfalt an Pfeifen, die auf die beiden Ausnahmekünstler eine gewisse Faszination ausstrahlen und Anlass für dieses einzigartige Programm sind. Eine Hommage an zwei Instrumente mit langer Tradition, allerdings selten so zu hören.

Programm

Thomas Noll (*1962): the air in and the gay out (2016)
Timo Tuhkanen (*1983): Heel (2016)
Maurizio Azzan (*1987): Concetto di aura (2016)
Sebastian Elikowski Winkler (*1978): …weder die luftart, noch das werkzeug, dessen sich die herren zu ihrem experimente bedient hatten, war ihm bekannt. (2014)
Martin Daske (*1962): Foliant 14 (1991)

Ort: Musikstudio Ohrpheo, Jablonskistr. 15, 10405 Berlin

Eintritt: 10 € | 7 € | 6 € (Berlinpass) - Kinder und Jugendliche frei! 
(Tickethotline: 030-25048799)

Eine inm geförderte Veranstaltung

Die Stücke

Thomas Noll: the air in and the gay out (2016)
# air (engl.): Luft, Lied, Flair, Lüftchen, Auftreten, Aussehen, Wetter, Melodie, das Air (mus.)
# air (frz.): Luft, Flair, Klima, Miene, Wind, Weise, Wetter, Arie, Melodie, Anschein, Ansehenz.):
# gay (engl.): lustig, schwul (ugs.), fröhlich, heiter, vergnügt, bunt, lebenslustig, fröhlich, unbekümmert
# gai (frz.): fröhlich, aufgeräumt, frohgestimmt, heiter, launig, lebensfroh, lustig, munter, farbenfreudig

Das Aerophon besteht aus Gebläse, Windverteiler, Schläuchen und Pfeifen. Für die musikalische Aktion ' the air in and the gay out' ersetze ich die Schläuche auf andere Zuführungen für die Klangerzeuger, die die Pfeifen ersetzen: Spielzeuge, Materialien, Klang-Objekte und rekurriere auf die archaische Idee der Beseelung durch Luft als Odem: im Sinne eines Objekt-Musiktheaters, des spielenden Kindes in uns, der klanglichen Belebung, der ephemeren Kunst, der luftArt. (Thomas Noll)

Timo Thukanen: Heel Nr. 4 (2016)
"Komposition ist für mich nicht etwas, was in einer einzigen Künstlererklärung erklärt werden kann, Es ist immer in einem natürlichen Zustand des Flusses, ein konstantes Auftreten von Veränderung und Prozess, in dem man versucht, komplexe überlagerte Bedeutungen mit Klängen zu konstruieren, die in Erinnerung gehalten werden können. Das ist ein lebenslanger Prozess.“ (Timo Thukanen)
Die Technik, die in diesem Stück verwendet wird, erfordert, dass der Musiker einen Platz auf seinem Instrument findet, der die Leitfähigkeit zwischen Wärme und Körper ermöglicht; z.B. Mit der Ferse befreit, kann der Musiker die Temperatur der Luft am Loch am unteren Ende eines Paetzold Kontrabassflöte spüren. Was ich als Ergebnis dieses Events gezeichnet habe, ist eine Serie von 6 Zeichnungen, die sich durch die Darstellung der Ringspielmöglichkeiten des gesamten Instruments auf der Haut darstellen - ein möglicher Weg, um das Loch und die Luft von innen zu fühlen. Der Ton wird hyperreich in Obertönen und ist einfach von selbst erstaunlich. Die Ferse würde sich leicht bewegen, was das gut harmonische Spektrum, das gut hörbar ist, vollständig verändert.

Maurizio Azzan: Concetto di aura (2016)
"Concetto di aura" (2016) gehört zu einem Zyklus von Solostimmen für verschiedene Blasinstrumente. In dieser Serie sucht Maurizio Azzan (*1987) nach der inneren Identität jedes Instruments. Die Hauptidee besteht darin, sich auf Elemente zu konzentrieren, die Teil des gewöhnlichen Timbres sind. Diese Elemente sind auf allen Blasinstrumenten gleich, aber ihre Resonanz in der Röhre unterscheidet sich sehr voneinander. Es spiegelt die Identität jedes Instruments wider und ermöglicht es uns, die Klangquelle und ihre besondere Farbe zu erkennen: ihre Aura. Die Aura ist die Grenze der Klangidentität und ihres vereinheitlichenden Elements - etwas,das nur in der instabilen Passage zwischen Stille und Klang, Klang und Stille wahrgenommen werden kann.

Sebastian Elikowski Winkler: … weder die luftart, noch das werkzeug, dessen sich die herren zu ihrem experimente bedient hatten, war ihm bekannt. (2014)

Das Stück entstand für die beiden Musiker und ist der Versuch eine gemeinsame Sprache zu finden. Das betrifft zum einen die Partitur: während es für die Blockflöte ausdifferenzierte Notationsmöglichkeiten gibt, war zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes für das Aerophon noch kein Stück ausnotiert worden. Ich interessierte mich dafür eine gemeinsame Notation zu entwickeln, die die Besonderheiten beider Instrumente beachtet und ein Zusammenspiel auf Augenhöhe erlaubt. Gräben waren auch bei den spieltechnischen Möglichkeiten zu überwinden: trotz instrumententechnischer Gemeinsamkeiten unterscheiden sich die Instrumente in vielen Punkten. Ich fand es weniger interessant ein Solo mit Begleitung zu schreiben, vielmehr sollten die solistischen Möglichkeiten beider Instrumente in einem Duo erhalten bleiben und hörbar sein.

Martin Daske: Foliant 14 (1988)
Kunst ist beweglich - man muss sie nur bewegen wollen. Die Folianten zeigen das deutlich. Sie zeigen Proportionen auf, die mehr in sich bergen als das, was man durch ein Schlüsselloch beobachten kann. Natürlich können wir auch eine Landschaft durch ein Schlüsselloch betrachten - und sie kann uns auch gefallen. Aber so lernen wir die große, weite Welt nicht kennen. Die Folianten können uns lehren, dass wir mehr erfahren, wenn wir die Schlüssellöcher der behäbigen Erfahrungen ignorieren und stattdessen die Türen selbst öffnen. (Boguslaw Schaeffer)

Die Künstler

Susanne Fröhlich

Susanne Fröhlich, geboren 1979 in Passau studierte Blockflöte am Conservatorium van Amsterdam bei P.T. Leenhouts und erhielt 2004 nach dem Konzertdiplom ihr Masterdiplom mit Auszeichnung. Es folgte ein Studium Konzertexamen bei Prof. G. Lünenbürger an der Universität der Künste Berlin, das sie im Juni 2008 ebenfalls mit Auszeichnung abschloss. Im April 2015 folgte ein einjähriges künstlerisches Aufbaustudium mit dem Schwerpunkt Helder Tenor Blockflöte bei J. Fischer an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt und seit Oktober 2015 ist sie künstlerisch-wissenschaftliche Doktorandin an der Kunstuniversität in Graz.

Susanne gibt regelmäßig Konzerte und Workshops inner- und außerhalb Europas. Als ehemaliges Gründungsmitglied des Blockflötenquartetts QNG – Quartet New Generation, tritt sie sowohl als Solistin als auch in verschiedenen Formationen, sowie in mehreren Musiktheaterproduktionen auf, u.a. andcompany&Co, Constanza Macras/dorkypark und Opera Lab Berlin. Sie wirkte bei zahlreichen Uraufführungen in weltweit renommierten Konzerthäusern und Festivals mit, u.a. mit Ensemble Adapter, Ensemble U3, Collegium Novum Zürich, Figura Ensemble, Ensemble ICTUS und Neue Vokalsolisten.

Susanne ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe und Stipendien in Berlin, Darmstadt, Göttingen, Krakow, New York und Rotterdam. Seit Sommer 2004 lebt und unterrichtet sie in Berlin und hat seit April 2010 einen Lehrauftrag an der Universität der Künste inne.

www.susannefroehlich.com

Thomas Noll

Thomas Noll, geboren 1962. Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg/Br. (u.a. Orgel bei Prof. Zsigmond Szathmáry), lebt als freischaffender Musiker in Berlin (künstlerischer Leiter mehrerer Chorprojekte; vielfältige Konzerte, Zyklen, Performances als Organist, Pianist und Dirigent). Von 1995-2007 arbeitete er als Musiker an der Sophienkirche in Berlin-Mitte. Seit 2005 engagiert er sich für die eigens für Zeitgenössische Musik erbauten Orgeln in der Kunst-Station St.Peter Köln.

Seit 2008 Jahren widmet er sich vor allem der Multimedialität der Orgel: Entwicklung neuer Veranstaltungsformen, Arbeit an einem Film über das Phänomen Orgel, Klangforschung, Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstler_innen und Kunstformen.

2010 initiierte er 'lab.or.a 2010 – zeitgenössische Orgelimprovisation im Dialog' als Festival  und damit den Auftakt zu einer Reihe von Improvisations-Ereignissen, die das Zusammenspiel sowohl konventioneller Instrumente als auch DJ-Set, Dudelsack und Klistierophon mit der Orgel ausloten. Seit 2012 untersucht er mit seinem Aerophon, einer klingenden Skulptur aus alten Orgelpfeifen, die Möglichkeiten der Orgel unter den Aspekten Fragment, Dekonstruktion, Recycling und Raum-Gestaltung. 2013/14 realisierte er mit dem einjährigen Projekt DAS ALLES eine Reihe, die Aspekte der Umsetzung, Vernetzung und ästhetischen Pointierungen untersuchte und sich als Konzert-Forschung verstand. Seit 2013/14 engagiert er sich in einem innovativen Kirchenmusik-Projekt (B'-Schöneberg), in Orgel-Projekten des MACHMIT!museums für kinder (B'-Prenzlauer Berg) sowie der Orgelkonzert-Reihe des Stadtmuseums Nikolaikirche (B'-Mitte). Jüngste Festivals: ORGANOVINO 2014/2015/2016 und INSIDE_OUT für Orgel & Elektronik 2016. Sein Interesse als Künstler, Vermittler und Projekt-Begleiter gilt vor allem der Vermittlung zeitgenössischer Musik, gesellschaftlich relevanten Fragestellungen und ihren Umsetzungen, ästhetischen Konzeptionen, interdisziplinären Projekten und der Verbindung Körper – Kunst – Spiritualität.

www.organworks.de

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Künstlerische Leitung und Kuration des Festivals: Andreas F. Staffel

Das Musikkonzert von EnCounterpoints 2022 wird gefördert vom Bezirksamt Pankow